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Ins Klo nur Toilettenpapier
Feuchttücher werden in der Kanalisation zum Problem


(Hetlingen, 18. November 2016).

Für den Babypopo, zum Abschminken, zur Brillenreinigung, zum Badputzen oder für das Auto: Für fast jede Situation gibt es passende Feuchttücher zu kaufen. Sie entfernen Verschmutzungen schnell und unkompliziert. Doch wenn die Tücher über die Toilette entsorgt werden, kann die bequeme Lösung zu einem handfesten Problem werden. Zum Welttoilettentag am 19. November macht der azv Südholstein darauf aufmerksam: Die Toilette ist kein Mülleimer.

„Wegen Feuchttüchern müssen wir oft mitten in der Nacht aufstehen“, berichtet Günther Wrage, Gruppenleiter im Sachgebiet Betrieb Netze beim azv Südholstein. Das Kommunalunternehmen ist im Kreis Pinneberg und in Teilen der angrenzenden Kreise für die Abwasserbeseitigung zuständig und betreibt das Großklärwerk in Hetlingen. „Unsere Pumpwerke sind darauf ausgelegt, das Abwasser zu fördern. Normales Toilettenpapier können sie ab, aber gegen die robusten Feuchttücher kommen sie nicht an“, so Wrage. Die meisten der Pumpen, mit denen das Abwasser durch die Kanalisation zum Klärwerk transportiert wird, verfügen zwar über Schneidwerke, die Abfälle vor dem Weitertransport zerkleinern. Reißfeste Feuchttücher lassen sich damit aber kaum bewältigen: Die Pumpen verstopfen.

Was geschieht, wenn das Abwasser nicht geordnet abfließen kann, möchte sich eigentlich niemand ausmalen. Daher müssen die Mitarbeiter des azv Südholstein bei Störungen sofort anrücken, die Pumpen ausbauen, zerlegen und das darin festgesetzte Gewebe entfernen – tagsüber, aber auch abends und nachts, am Wochenende und an Feiertagen wie Heiligabend oder Silvester. Solche Sondereinsätze nehmen mindestens zwei bis drei Stunden in Anspruch. Je nachdem, was für eine Pumpe betroffen ist, müssen einer oder mehrere Mitarbeiter losfahren und manchmal sogar ein Spezialfahrzeug mit Kran mitnehmen. Insgesamt betreuen die Mitarbeiter des azv Südholstein circa 800 Pumpwerke – teilweise Kleinpumpwerke für jeweils wenige Häuser, aber auch Zwischenpumpwerke, die das Abwasser einer ganzen Gemeinde oder auch mehrerer Städte weiterbefördern. „Natürlich ist immer erst vor Ort erkennbar, was die Verstopfung tatsächlich verursacht hat. In den vergangenen Jahren sind die Auslöser aber immer öfter Feuchttücher“, erklärt Heike Weißmann, beim azv Südholstein Leiterin des Geschäftsbereichs Entwässerung. Das sei nicht nur ärgerlich, sondern auch ein Kostenfaktor, so Weißmann: „Je nach Ort und Art können Entstörungseinsätze mit einigen hundert Euro zu Buche schlagen. Diese Kosten muss letztendlich die Allgemeinheit über die Abwassergebühren begleichen.“

Im Gegensatz zum normalen Toilettenpapier von der Rolle bestehen die mit einer Reinigungsflüssigkeit getränkten Feuchttücher aus stabilen Kunstfasern – schließlich sollen sie sich nicht schon in der Verpackung oder bei der Anwendung zersetzen. Deshalb zerfallen sie auch im Abwasserkanal nicht oder nur sehr langsam. „Die Hinweise auf den Verpackungen sind oft irreführend. Am sichersten ist es deshalb, die Tücher grundsätzlich in den Abfalleimer zu werfen. In die Toilette gehören nur Toilettenpapier und das, wofür sie eigentlich gedacht ist“, so Weißmann. Wer sich daran hält, trägt auch dazu bei, die Ressource Wasser zu schonen: Rückstände von Medikamenten oder Chemikalien, die über die Toilette oder den Abfluss entsorgt wurden, können im Klärwerk Hetlingen, wie in den meisten kommunalen Klärwerken, nicht aus dem Wasser entfernt werden. Als Kreislaufressource wird das Wasser jedoch nach der Reinigung in ein natürliches Gewässer eingeleitet. In Hetlingen ist das die Elbe. Dort schaden Medikamentenrückstände und andere Abfallprodukte der Umwelt.

Funktionierende Toiletten sind für uns selbstverständlich. Zusammen mit einer sicheren Abwasserentsorgung gehören sie zu den Grundvoraussetzungen für einen gesunden und hygienischen Lebensstil – ansonsten können sich Krankheitserreger leicht ausbreiten. Der Welttoilettentag soll darauf aufmerksam machen, dass ein Drittel der Menschen auf der Welt über keine oder nur mangelhafte sanitäre Einrichtungen verfügt. Als erster Welttoilettentag gilt der 19. November 2001, Gründungstag der Welttoilettenorganisation. Seit 2013 gehört der Tag zu den offiziellen Aktionstagen der Vereinten Nationen. Im Jahr 2016 steht der Welttoilettentag unter dem Motto „Toiletten und Arbeitsplätze“: Wer bei der Arbeit oder in der Schule keine sichere Toilette benutzen kann, ist Gesundheitsrisiken ausgesetzt, kann sich schlechter konzentrieren und arbeitet weniger produktiv. In Deutschland ist die sanitäre Versorgung zum Glück sehr gut: Über 96 Prozent der Haushalte sind laut dem statistischen Bundesamt an die öffentliche Kanalisation angeschlossen, die restlichen Haushalte verfügen über Kleinkläranlagen oder andere dezentrale Entsorgungseinrichtungen. Aber auch hier kann jeder einen Teil dazu beitragen, dass das Abwassersystem möglichst  problemlos funktioniert: Indem die Toilette nicht als Abfalleimer missbraucht wird.

Mehr zum Welttoilettentag:
<link http: www.worldtoiletday.info>www.worldtoiletday.info

Mehr zum Thema „Die Toilette ist kein Mülleimer“:
<link wasser-wissen umweltschutz-im-haushalt>www.azv.sh/wasser-wissen/umweltschutz-im-haushalt/


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  • So sieht eine neue, noch nicht eingebaute Kleinpumpe aus. Um die Nabe in der Mitte befindet sich ein ringförmiges Schneidwerk, das Abfälle zerkleinern soll, bevor sie mit dem Wasser in die Pumpe gelangen. Das Wasser wird durch ein Laufrad im Inneren der Pumpe durch die vier Öffnungen gesogen. ©AZV Südholstein

    So sieht eine neue, noch nicht eingebaute Kleinpumpe aus. Um die Nabe in der Mitte befindet sich ein ringförmiges Schneidwerk, das Abfälle zerkleinern soll, bevor sie mit dem Wasser in die Pumpe gelangen. Das Wasser wird durch ein Laufrad im Inneren der Pumpe durch die vier Öffnungen gesogen. ©AZV Südholstein
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  • Gegen miteinander verzopfte Feuchttücher ist diese Pumpe in der Gemeinde Seeth-Ekholt nicht angekommen: Sie ist verstopft. ©AZV Südholstein

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  • Sie sollten am besten partnerschaftlich nebeneinander stehen, aber nicht die gleiche Arbeit erledigen. ©AZV Südholstein

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  • Mit dem Flyer „Die Toilette ist kein Mülleimer“ wirbt der azv Südholstein für Gewässerschutz im Haushalt. Betrachtet und bestellt werden kann der Flyer unter https://www.azv.sh/service/infomaterial. ©AZV Südholstein

    Mit dem Flyer „Die Toilette ist kein Mülleimer“ wirbt der azv Südholstein für Gewässerschutz im Haushalt. Betrachtet und bestellt werden kann der Flyer unter https://www.azv.sh/service/infomaterial. ©AZV Südholstein
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