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Modernisierung der mechanischen Reinigungsstufe
azv erwartet keine Verschlechterung der Geruchssituation in Hetlingen


(Hetlingen, 26. März 2015).

Im Klärwerk Hetlingen rücken die Bagger an: Die gesamte mechanische Reinigungsstufe wird modernisiert. Zulauf, Rechen, Sandfang und Vorklärung werden umgebaut oder komplett erneuert. Die auf gut drei Jahre angelegte Modernisierungsmaßnahme ist das größte Bauprojekt des azv Südholstein seit Inbetriebnahme der biologischen Reinigungsstufe im Jahr 2003.

Rund 17 Millionen Euro investiert der azv in die Modernisierung der Anlagen. Die jetzigen Bauwerke stammen zum Teil noch aus den 70er Jahren. Die gesamte Reinigungsstufe wird mit moderner Maschinen- und Elektrotechnik ausgestattet. „Durch die Modernisierung werden der Wirkungsgrad und die Energieeffizienz der Anlagen erhöht. Das spart Betriebskosten und verbessert zugleich die CO2-Bilanz des Klärwerks“, erklärt Roland Krügel, Vorstand des Kommunalunternehmens. Wenn alles fertig ist, werde der azv im Vergleich zu heute rund 2.000 Megawattstunden Strom und etwa 950 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Damit leiste das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und trage langfristig zur Gebührenstabilität bei.

Zunächst sind Zulauf und Vorklärung an der Reihe: Die Vorklärung wird verkleinert und mit einer Abdeckung direkt über der Wasseroberfläche versehen. Dadurch wird sich auch die Abluft- und Geruchssituation deutlich verbessern. Bis November 2015 werden zudem die Gerinne zwischen Zulauf und Rechengebäude saniert. In einem zweiten Bauabschnitt ab Mitte 2016 folgt dann die Modernisierung des Sandfangs und der Rechenanlage. Mitte 2018 soll alles fertig sein.

Umbau bei laufendem Betrieb 

Die einzelnen Anlagen werden bei laufendem Betrieb in jeweils mehreren Teilabschnitten modernisiert. „Das Wasser wird natürlich weiterhin gereinigt, wir können das Klärwerk ja nicht einfach ausschalten“, so Hilmar Poschmann, Projektleiter beim azv. Um die Wassermassen auch bei Starkregenfällen sicher durchs Klärwerk leiten zu können, werden zwei provisorische Pumpleitungen installiert. Rund 32 Millionen Kubikmeter Wasser werden im Klärwerk Hetlingen im Jahr gereinigt, am Zulauf kommen im Schnitt 1000 Liter Wasser pro Sekunde an.

Verbesserung der Reinigungsleistung

Die mechanische Reinigungsstufe ist die erste Stufe im Klärwerk. Hier werden grobe Schmutzstoffe und Sand aus dem Abwasser entfernt. Das schützt die nachfolgenden, technisch empfindlicheren Anlagen. Die eigentliche Reinigungsleistung geschieht im Wesentlichen in der zweiten, der biologischen Reinigungsstufe. „Ein Klärwerk funktioniert nur als System. Wenn wir die Anlagen der mechanischen Reinigung modernisieren, kann auch die Biologie besser arbeiten. Daher wird sich die Reinigungsleistung des Klärwerks insgesamt verbessern“, erklärt Dr. Julia Weilbeer, Leiterin des Geschäftsbereichs Produktion beim azv. Das Klärwerk Hetlingen leiste bereits heute sehr gute Arbeit, die Modernisierung werde aber zu einer weiteren Entlastung der Elbe führen. Das gereinigte Abwasser wird unweit der Hetlinger Schanze über eine Rohrleitung im Flussbett auf Höhe der Fahrrinne in die Elbe eingeleitet.

Modernisierung der Abluftreinigung

Auch die Erneuerung der Abluftreinigung ist Teil der Modernisierungsmaßnahme. „Wir investieren seit Jahren hohe Summen in die Ablufttechnik und in die Geruchsbekämpfung. Natürlich war das Thema auch bei dieser Baumaßnahme von Anfang an Bestandteil der Planungen“, so Weilbeer. 

Seit 2010 ersetzt der azv nach und nach die alten, noch auf dem Werksgelände vorhandenen Abluftwäscher durch moderne Biofilter. Im Rahmen der Modernisierung werden auch die Vorklärung und der Sandfang, deren Abluft bislang noch über die alten Wäscher gereinigt wird, an moderne Biofilter angeschlossen. Für die Erneuerung der Abluftreinigung sind weitere 1,5 Millionen Euro eingeplant.

Auf der gestrigen Infoveranstaltung in der Mehrzweckhalle in Hetlingen stellten die Fachleute des azv die Modernisierungsmaßnahmen im Einzelnen vor und beantworteten Fragen der Anwohner.  Auch den Sorgen der Hetlinger Bürger, während der Baumaßnahme könne es zu massiven Geruchsbeschwerden kommen, wollte der azv entgegentreten. „Bereits im Vorfeld wurden von einigen Bürgern massive Vorwürfe gegenüber dem azv vorgebracht, wir hätten uns um das Thema Geruch nicht gekümmert. Das ist nicht wahr. Ich denke, dass wir einige der Sorgen und Ängste entkräften konnten“, so Vorstand Roland Krügel.

ie könne die Sorgen der Hetlinger angesichts vorangegangener Konflikte zum Thema nachvollziehen, die Befürchtungen seien aber weitestgehend unbegründet, sagt Weilbeer. Die Situation sei heute eine ganz andere als vor knapp dreißig Jahren, als die Hetlinger den azv wegen massiver Geruchsbelästigungen sogar verklagt hatten. „Wir haben auch dazu gelernt und tun inzwischen mehr als jedes andere Klärwerk in Deutschland, um Gerüchen entgegenzuwirken“, so Weilbeer.

Im Endergebnis werde die Modernisierung zu einer weiteren Verbesserung der Geruchssituation in Hetlingen beitragen: „Wir gehen davon aus, dass es ab 2018 keine nennenswerten Geruchsemissionen in Hetlingen mehr geben wird“, so Weilbeer. Aber  auch während der Baumaßnahme sei nicht mit einer Verschlechterung der Situation zu rechnen. Komplett verhindern könne man Gerüche im Bereich der Abwasserbehandlung aber grundsätzlich nicht.

Umbau der Vorklärung

Vor allem der geplante Umbau der Vorklärung bereitet einigen Hetlingern Sorgen. Bislang verschwinden die insgesamt vier 80 Meter langen Becken unter einem circa zehn Meter hohen Zelt. Darunter wird die Luft abgesaugt und anschließend gereinigt. Für den Umbau muss das Zelt demontiert werden. „Es ist richtig, dass die Becken dann bis Mitte nächsten Jahres offen sind. Wir gehen aber fest davon aus, dass sich die Geruchssituation in Hetlingen dadurch nicht verschlechtern wird“, erklärt Weilbeer. 

Seit einigen Jahren dosiert der azv geruchsbindende Stoffe direkt im Kanalnetz hinzu. „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Seit 2010 dosieren wir kontinuierlich über drei fest installierte Dosierstationen Eisensalze zum Abwasser hinzu. Seitdem gibt es kaum noch Geruchsbeschwerden aus Hetlingen“, so Weilbeer.

Zudem sind während des Umbaus der Vorklärung sind immer nur zwei von vier Becken in Betrieb. Damit wird die Größe der Wasseroberfläche, die überhaupt Gerüche abgeben kann, von vornherein im Vergleich zu heute halbiert. Sobald die ersten zwei Becken umgebaut seien, würden diese auch an die modernen Biofilter angeschlossen. Laut Planung ist dies im Dezember der Fall. „Ab Dezember wird die Abluft also auch in der Vorklärung wieder gereinigt, sogar effizienter als heute“, so Weilbeer. Bis es soweit sei, müsse sich aber auch niemand Sorgen machen:  „Bisher ist die Anlage an einen der verbliebenen alten Wäscher und damit an eine nicht sehr effiziente Ablufttechnik angeschlossen“, so Weilbeer. In der Vergangenheit sei das Problem ja gerade gewesen, dass der Wäscher die Abluft unzulänglich gereinigt in etwa 15 Meter Höhe in die Atmosphäre entlassen habe. Bei entsprechendem Wind konnten sich Gerüche im Einzelfall so schnell bis nach Hetlingen ausbreiten.

All dies spreche dafür, dass sich die Geruchssituation während der Baumaßnahme in Hetlingen nicht verschlechtern werde. „Das haben auch zwei im Vorfeld von unabhängigen Fachleuten erstellte Geruchsprognosen bestätigt“, so Weilbeer. Natürlich berge jede Prognose immer auch einen letzten Unsicherheitsfaktor. Präventiv werde der azv daher die Dosierung geruchshemmender Stoffe im Netz während der Baumaßnahme erhöhen.

Hotline für Bürger geschaltet

Regelmäßige Infos zur Baumaßnahme gibt es auf www.azv.sh/aktuelles.html. Der azv hat zudem eigens eine Telefon-Hotline für die Dauer der Baumaßnahme eingerichtet. Hier können die Hetlinger direkt Anregungen, Kritik und Lob äußern. Erreichbar ist die "Hotline" unter der Telefonnummer 04103 964-300 oder über die E-Mail-Adresse <link mail window for sending>hetlingen@azv.sh.